8. März 2021
Feminismus bedeutet Gleichberechtigung. Doch davon sind wir in Zeiten von Gender Pay Gap, sexistischer Gewalt oder politischer Frauenfeindlichkeit noch ein ganzes Stück entfernt. Warum das Grundeinkommen gerade in der Corona-Pandemie mehr Freiheit und Gerechtigkeit für Frauen mit sich bringen kann.
Die gesellschaftliche Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen erhält in Krisenzeiten häufig Auftrieb – wie jetzt in der Corona-Pandemie. Grundeinkommen ist aber kein reines Kriseninstrument, sondern eine Ansage für gesellschaftlichen Fortschritt.
Eine Ansage, die viel stärker im Zusammenhang mit andere Zukunftsdebatten unserer Gesellschaft betrachtet werden muss. Wenn am heutigen feministischen Kampftag weltweit Menschen zu mehr gesellschaftlicher Gleichberechtigung aufrufen, ist es genau dieser Geist, der inklusiven Wandel ermöglicht.
Als Gesellschaft stehen wir alle gemeinsam vor der Aufgabe, neues Feuer für demokratische Entscheidungen zu entfachen, politisch Vielfalt vorzuleben und möglichst viele daran zu beteiligen. Feminismus kann dabei nicht nur als wichtige Problembeschreibung gesellschaftlicher Missstände verstanden werden – ganz im Gegenteil: Feminismus ist auch die Aufforderung, für bessere, inklusive Arbeitsverhältnisse zu sorgen.
Als Gesellschaft sollten wir deshalb nicht hinnehmen, dass gerade die Frauen als Verliererinnen aus der Pandemie hervorgehen, die das (Gesundheits- und Pflege-) System in der Krise am Laufen halten. Nur ein Indikator: Der Gender-Care-Gap liegt aktuell immer noch bei 52 %, für Frauen mit Kind sogar bei 84 %. Frauen leisten also nach wie vor deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Tradierte Muster treten hier wieder ganz offen zutage,was den gesellschaftlichen Fortschritt gefährdet und Frauen vor allem finanziell immens schadet.
Ein Grundeinkommen, das die Existenz sichert und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht, könnte hier seinen Teil zu mehr Gleichberechtigung beitragen. Feminismus und dessen Mitstreiter*innen helfen dabei gesellschaftliche Missstände wahrzunehmen und diese in politisches Handeln zu überführen. Arbeitgeber*innen und Zivilgesellschaft sind wie die Politik gemeinsam besonders in der Pflicht, dafür einzustehen, dass sich das gesellschaftliche Rad nicht zurückdreht.
Eine wachsende Bewegung steht für einen modernen, aufgeklärten Feminismus ein, der alle in der Gesellschaft abholt. Das Gemeinsame daran, für gesellschaftlichen Fortschritt zu kämpfen, bringt am Ende unsere Demokratie voran.
Die Debatte um das Grundeinkommen bringt alle an einen Tisch, über wesentliche gesellschaftliche Veränderungen nachzudenken und diese nicht durch Existenzängste zu verhindern. In dieser Diskussion kommen Menschen zusammen, die sonst nie aufeinandertreffen, um über Gesellschaft und Politik zu diskutieren. In diesem kreativen Dialog wird Demokratie erlebbar und am Ende mitgestaltbar.
Im Licht dieser positiven Vision sollten wir auch den Feminismus verstehen, ihn anschlussfähig an die Grundsatzfragen unseres Sozialstaats machen und auch in der Grundeinkommensdebatte auf schreiende Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.
Klar muss dabei sein: Wer sich zum Feminismus bekennt, bekennt sich nicht automatisch zum Grundeinkommen. Die wollen wir überzeugen. Wer aber den Feminismus bekämpft, verweigert gesellschaftlichen Fortschritt. Seien wir uns dessen immer bewusst, nicht nur am feministischen Kampftag.
Foto: Jake Melara (Unsplash)